Waldschwimmbad-Förderverein Bammental e.V.

16.08.2023

Zur Entstehung des Waldschwimmbades

Im August vor 90 Jahren öffnete das Bammentaler Schwimmbad zum ersten Mal seine Tore. Mit dessen Bau war durch den freiwilligen Arbeitsdienst im Herbst 1932 begonnen worden.

1932 war eine Zeit von heute nicht mehr vorstellbarer wirtschaftlicher Not. Im Deutschen Reich lag die Arbeitslosigkeit damals mit mehr als 5,5 Millionen Menschen bei knapp 30%. Die Gemeinde Bammental-Reilsheim war keine Ausnahme. Im Februar 1932 gab es bei einer Bevölkerung von 2000 Einwohnern 132 Empfänger von Arbeitslosengeld und 62 Wohlfahrts-unterstützungsempfänger. Letztere erhielten Unterstützung von der Gemeinde. Dabei konnte es durchaus vorkommen, dass Anträge auf Unterstützung vom Gemeinderat mit dem Hinweis z.B. auf Arbeitsmöglichkeiten bei der Heuernte abgelehnt wurden.  
Groβzügig waren die Unterstützungssätze auch nicht. Wie schlecht es der Bevölkerung ging, zeigt z.B. folgender Eintrag im Protokollbuch des Gemeinderates: "Dem Georg S. soll für sein kleines Kind täglich 1 Ltr. Milch zugewiesen werden, welchen er bei Landwirt Heinrich H. erhalten kann."
Auch die Gemeinde selbst hatte an vielen Stellen kein Geld mehr, etwa war sie teilweise nicht mehr in der Lage die Zinsen für Kredite aufzubringen. Gegen ausgabenwirksame Beschlüsse konnte der Bürgermeister allein Einspruch einlegen und sie damit aufheben, was er häufig tun musste.

In dieser Situation entschied sich die Reichsregierung von Papen im Sommer 1932 (d.h. deutlich vor der Machtübernahme durch die National-sozialisten) ein Wirtschaftsförderungs-programm in Form des freiwilligen Arbeitsdienstes einzurichten. Durch Arbeitsprojekte, bei denen Erwerbslose die Gelegenheit zu Verdienst erhielten, sollte die Wirtschaft angekurbelt werden. Diese Projekte wurden von den Arbeitsämtern gemeinsam mit den Gemeinden durchgeführt. Bereits im Januar 1933 lässt sich an den ersten Indikatoren sehen, dass sich die wirtschaftliche Lage zu bessern beginnt und somit die «Arbeitsbeschaffungs-programme» erste Erfolge zeigen.

Nach der Auflage des freiwilligen Arbeitsdienstes haben die Gemeinden in der Region schnell die Möglichkeit, entsprechende Projekte zu starten.
Im Protokollbuch des Bammentaler Gemeinderates steht unter dem 17. August 1932 hierzu: "Herr Baurat Kohler in Heidelberg ist heute gelegentlich erschienen, um in Ausführungen der Verordnungen über den freiwilligen Arbeitsdienst vom 16. Juli 1932 Projekte zu beraten, die baldigst in Angriff genommen werden können, um den jungen Leuten die Gelegenheit zu geben zum Nutzen der Gesamtheit in gemeinsamen Dienst freiwillig ernste Arbeit zu leisten" Vorgeschlagen wurden:

 

1. Ausführung des alten Verbindungsweges zwischen Bammental und Mauer.

2. Entwässerung des Wiesengeländes zwischen Bammental und Mauer.
3. Auffüllung des Sportplatzes
4. Erstellung eines Schwimmbades."


Nach der Entscheidung des Gemeinderates für den Bau eines Schwimmbades geht es dann zügig an die Umsetzung:
"Das Projekt über das Schwimm- und Sonnenbad wurde vom Landesarbeitsamt Stuttgart mit folgenden Bedingungen genehmigt: 1. Die Förderungsfrist soll vom 26. 9. 1932 – 1. 8. 1933 laufen. Die Zahl der beschäftigten Arbeitsdienstpflichtigen oder -willigen soll höchstens 20 sein. Davon müssen 30 v. Hundert den Empfängern der Arbeitslosenunterstützung entnommen werden. 3. Die Förderung wird für 5500 Tagewerke gewährt 4. Die Gesamtkosten belaufen sich auf 9850 Reichsmark. 5. das Landesarbeitsamt gibt hierzu einen Zuschuβ v. 8250 Reichsmark. Mithin wäre die Differenz v. 1600 Reichsmark für Material von der Gemeinde zuzuschieβen".
Nach der Vorstellung der Pläne zum Projekt durch Baurat Kohler stimmt der Gemeinderat im Wesentlichen zu, versucht aber die Anzahl der Personen zu erhöhen: "… woraufhin der Gemeinderat auβer Gemeinderat Kühnle (KPD), dem der Tagelohn von 1,50 Reichsmark pro Mann zu nieder erscheint, zugestimmt hat. Herr Bürgermeister wird beauftragt, die Zahl der in Ziffer 2 angeführten 20 Personen auf 30 Arbeitswillige zu erhöhen."
Weil die Kosten beim Bau des Schwimmbades explodierten, wollte der neue Bürgermeister das Bad wieder zuschütten lassen, was zu unserem heutigen Glück aber vom Bürgerausschuss – einem deutlich größeren Gremium als der Gemeinderat, quasi einem «Großen Rat» - abgelehnt wurde. Im Protokoll einer Gemeinderatssitzung heißt es: "Nachdem Herr Baurat Köhler einen neuen Kostenvoranschlag in Höhe von 23.200 Reichsmark vorgelegt hat, stellt der Gemeinderat fest, dass er durch den ersten Kostenvoranschlag des Baurats Köhler (…) in die Irre geführt worden ist und dass die Gemeinde nicht in der Lage ist, nach dem neuen Kostenvoranschlag das Bad auszubauen." Zum Glück wurde zunächst ein Kompromiss mit Kosten in Höhe von 16.000 RM gefunden. Die Kosten stiegen aber trotzdem auf 23.200 Reichsmark, wovon dann 10.000 RM als zinsloses Darlehen aus Reichsmitteln für das Arbeitsprogramm gedeckt wurden. Zudem wurden einige Rechnungen von sozialdemokratischen Geschäftsleuten durch die Gemeinde nicht beglichen.
Das Schwimmbad aber wurde fertiggestellt und eröffnet. Der Eintrittspreis betrug 10 Pfennig, für Schulkinder 5 Pfennig. Schon damals wurde das Bad aus der eigenen Quelle gespeist. Geheizt wurde das Wasser über den sogenannten Vorfluter, was aber bei weitem nicht für heutige Badetemperaturen gereicht hat. Im Artikel zur Eröffnung heißt es «Das Wasser ist ... natürlich sehr kühl.»

Albrecht Schütte


Albrecht Schütte